von Lion Feuchtwanger
Ein Stück in drei Akten
4D, 10H
UA: 05.09.1956, Staatsschauspiel, Dresden
Paris in der zweiten Hälfte des Jahres 1793. Die hinterbliebene Familie des hingerichteten französischen Königs Louis XVI. trägt seit der Revolution den Namen Capet und wird im alten Turm des Temple gefangengehalten.
Der Geliebte der Königin, der schwedische Graf Axel Fersen, hat Fluchtvorbereitungen getroffen, es gelingt jedoch nicht, die gesamte Familie zu befreien und als auch Antoinettes Flucht scheitert, sind die heranrückenden alliierten Truppen die letzte Hoffnung.
Die Witwe Capet wird wegen Hochverrats vom Präsidenten des Revolutionstribunals und von Generalanwalt Fouquier verhört, einen Prozess halten sie aber aufgrund fehlender neuer Beweismaterialien, für verfrüht. Da trifft eine Erklärung der alliierten Heeresleitung ein, in der die Stadt Paris für das Leben Antoinettes verantwortlich gemacht wird. Damit ist das Todesurteil gesprochen, denn das Revolutionskomitee muss zeigen, dass man sich den Drohungen der Konterrevolution nicht beugen wird.
In einem Essay von 1952 erläutert Feuchtwanger das Anliegen dieses Werkes: Heute ist Marie Antoinettes Hochverrat "durch Dokumente und Briefe einwandfrei festgestellt." Aus anderen Dokumenten wiederum geht hervor, "dass sich Marie Antoinette bis zuletzt im Recht fühlte, dass sie subjektiv unschuldig war. – Was mich an dem Gegenstand reizte, war gerade dieser Gegensatz zwischen subjektiver Unschuld und objektiver Schuld: die Dialektik, die das Wesen so vieler politischer Prozesse ausmacht."