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Die Wiedertäufer

von Friedrich Dürrenmatt
Komödie in zwei Teilen

9D, 26H, Statisterie

UA: 16.03.1967, Schauspielhaus, Zürich

Hinweis: Dieses Theaterstück ist im Buchhandel erschienen (Verlag: Diogenes). Sie können es dort bzw. als eBook erwerben.

Mit Die Wiedertäufer schrieb Dürrenmatt eine Neufassung seines frühen Dramas "Es steht geschrieben", welche im Gegensatz zur Urfassung von 1947 nüchterner ausfällt und mit scharfer Sprache und knappen Sätzen arbeitet. Im freien Umgang mit dem geschichtlichen Hintergrund der Wiedertäufer in Münster fand Dürrenmatt eine Handlungsgrundlage für seine Parabel über die Leichtgläubigkeit und Verführbarkeit der Menschen.

Im Jahr 1533 erreichen die Wiedertäufer unter Anführer Jan Matthison Münster, sie wollen die Stadt evangelisieren und in Münsters Mauern ein neues Jerusalem errichten. Gleich zu Beginn trifft die Truppe auf den gerade aus einer Ohnmacht erwachenden Johann Bockelson. Dieser gibt an, Schauspieler gewesen zu sein, bis eine Stimme, mitten in der Hauptprobe zu König Ödipus, ihm befohlen hätte, Täufer zu werden.

Mit Redegewandtheit und eingängigen Parolen gewinnen die Wiedertäufer zahlreiche Anhänger in der Stadt, darunter auch den Bürgermeister Knipperdolinck, was ihnen politische Macht in der Stadt verschafft. Andersgläubige werden hingerichtet oder aus der Stadt vertrieben, so auch Bischof Franz von Waldeck, der vor die Tore der Stadt flüchtet und dort ein Heer aufstellt, er will Münster von den Wiedertäufern „befreien“. Als bei einem Angriff auf Münster Jan Matthison getötet wird, übernimmt Bockelson die Anführerrolle und setzt den eingeschlagenen Weg brutal fort.

Auf die Bitte von Bischof von Waldeck senden schließlich Kaiser Karl V., der Kardinal, der Landgraf von Hessen und ein Kurfürst zur Unterstützung Teile ihrer Truppen nach Münster. Die vom Belagerungszustand mittlerweile geschwächten Wiedertäufer werden bei einem Angriff vernichtend geschlagen. Einzig Johann Bockelson entgeht seiner Hinrichtung, denn es gelingt ihm, den Kardinal mit seiner Schauspiel- und Redekunst zu überzeugen und in dessen Hoftheatertruppe aufgenommen zu werden. Doch um den Schein zu wahren, wird ein anderer anstelle seiner für alle sichtbar hingerichtet. Ein ironisches Spiel um Macht, religiösen Wahn und Eigennutz.