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Die Göttlichen

von Herbert Meier
Sieben Szenen

6D, 11H, Nebendarsteller

UA: 1988, Bing Theatre, Los Angeles
frei zur DSE
UA in englischer Sprache: "The Divines"

Eleonora Duse, Sarah Bernhardt, Gabriele d’Annunzio, drei extreme Individuen der Jahrhundertwende, sind die Hauptfiguren von Herbert Meiers Stück Die Göttlichen. Anlass war eine biographische Notiz, die Meier in einem Drama d’Annunzios fand: Er habe das Stück der Schauspielerin Duse, seiner Geliebten, versprochen und es dann ihrer Rivalin, der Bernhardt, verkauft. Aus diesem Motiv hat Herbert Meier ein Drama für zwei große Frauenfiguren geschrieben. Die beiden Rivalinnen sind sich im Leben nie begegnet; in seinem Stück gibt er ihnen die Möglichkeit des Zusammentreffens.

Eleonora Duse und Sarah Bernhardt sind zwei Grundtypen von Frauen, die verschiedene Wege der Selbstfindung gehen – die Bernhardt, die Realistin, trotz aller Theatralik und die Duse, die Idealistin und große Leidende. Der einen ist das Theater Machtinstrument, die andere nutzt es hingebungsvoll in dem Glauben, Einsicht und Bewusstsein der zuschauenden Menschen steigern zu können. Der einen wird das Leben zum Theater, der anderen ist das Theater das Leben. D’Annunzio, der eitle Betrüger, steht zwischen den beiden. Er täuscht Hingabe vor und sucht einzig die Macht. Am Ende tauscht er das Theater mit dem Rednerbalkon des Faschismus.

Geschichte ist für Meier ein Raum der Imaginationen. In der historischen Distanz rücken Konstellationen und Urmuster des Lebens deutlicher ins Licht. Ein Arsenal von Personnagen und freien Bedeutungen, die sich im Schreiben selbst bilden und etwas Gegenwärtiges aussagen.
Die Göttlichen ist ein Stück über die Zerbrechlichkeit des Glaubens, die Unwahrscheinlichkeit der Liebe, die Unverlässlichkeit der Kunst. Es beschreibt die Kluft zwischen dem Realen und dem Idealen, zwischen Wahrheit und Ausdruck.