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Blaue Stille

von Maya Arad Yasur

Deutsch von Matthias Naumann
1D, 1H

Was ist das für eine Wohnung, in der die Frau und der Mann sich wiederfinden? Wie sind sie hier reingekommen, wer wohnt hier und wer hat die Tür verriegelt? An ihre eigene Identität, an die Umstände ihres Zusammenkommens oder an ihr Verhältnis zueinander können die beiden sich nicht erinnern. Hat wirklich die Regierung die Abgabe ihrer Gedächtniskarten gefordert und sie damit an diesen Ort und in diesen Zustand befördert? Aber warum hätten sie dem zustimmen sollen? Die blaue Stille, der Nullpunkt der Geschichte, von dem aus alles möglich ist, nimmt den ganzen Raum ein. Logisch lässt sich das nicht erklären. Nur eines ist klar: Wenn sie aus dieser Wohnung rauswollen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als herauszufinden, wer sie sind – und dadurch vielleicht den Schlüssel zu der letzten Tür zu finden.

Das Gefangensein ist in Blaue Stille nicht nur auf das Räumliche bezogen, vielmehr lotet Maya Arad Yasur damit auch einen inneren Zustand aus, das Verhaftetsein in der eigenen Geschichte, der Entwurf eines Lebens oder das Nachdenken über nie gelebte Biografie. Aber wenn die beiden vor allem in sich selbst gefangen sind, führen die Türen dann wirklich nach draußen, oder nur immer tiefer hinein in das Unterbewusstsein? Ein faszinierender, doppelbödiger Blick auf die Existenz, auf den Escape-Room des Lebens, in dem nichts jemals sicher ist.