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Reza, Yasmina | ||
© Carole Bellaich |
Yasmina Reza (*1959 in Paris) ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Regisseurin, Schauspielerin und eine der weltweit meistgespielten zeitgenössischen Dramatikerinnen. Sie wurde mehrfach mit den renommierten französischen "Prix Molière" als beste Autorin ausgezeichnet, gewann den Laurence Olivier Award und den Tony Award und erhielt für ihr Werk den Jonathan-Swift-Preis 2020, den Premio Malaparte 2021 und zuletzt den Prix de l'Académie de Berlin 2022.
Viele von Yasmina Rezas Theaterstücken wurden im deutschsprachigen Raum an großen Bühnen von namhaften Regisseuren uraufgeführt. Die Initialzündung für Yasmina Rezas immensen Erfolg war Felix Praders Inszenierung von Kunst an der Schaubühne am Lehniner Platz mit Udo Samel, Peter Simonischek und Gerd Warmeling (1995).
Unvergessen bleibt auch Jürgen Goschs Inszenierung von Der Gott des Gemetzels mit Corinna Kirchhoff, Dörte Lyssewski, Michael Maertens und Thilo Nest am Schauspielhaus Zürich (2006), die zum Theatertreffen eingeladen wurde. Das Stück wurde 2011 von Roman Polanski hochkarätig besetzt mit Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly verfilmt.
Zu den bekanntesten der insgesamt zwölf Theaterstücke Rezas zählen außerdem Drei Mal Leben (UA 2000, Burgtheater Wien, Regie: Luc Bondy) sowie Bella Figura (UA 2015, Schaubühne Berlin, Regie: Thomas Ostermeier). Zuletzt wurden in der Spielzeit 2023/24 am Wiener Burgtheater (Akademietheater) Rezas Roman "Serge" (Regie: Lily Sykes) und am Münchner Residenztheater James Brown trug Lockenwickler (Regie: Philipp Stölzl) uraufgeführt.
Yasmina Rezas Romane sind in deutscher Übersetzung im Carl Hanser Verlag erschienen; zuletzt "Glücklich die Glücklichen" (2014), "Babylon" (2017), für den sie mit dem Prix Renaudot 2016 ausgezeichnet wurde, und "Serge" (2022).
Die Aufführungsrechte aller Werke Yasmina Rezas vertritt ab der Spielzeit 2024/25 Felix Bloch Erben / Theaterverlag Desch, Hauptansprechpartnerin ist Christa Hohmann, Lektorin des Desch-Programms. Der bisherige Lektor, Agent und Wegbegleiter Yasmina Rezas, Rainer Witzenbacher, hat sich nach 40-jähriger, erfolgreicher künstlerischer Zusammenarbeit mit Yasmina Reza aus Altersgründen aus dem Verlagsgeschäft zurückgezogen.
(James Brown mettait des bigoudis)
Deutsch von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
2D, 3H
UA: 24.03.2023, Bayerisches Staatsschauspiel München
Schon der merkwürdige Titel deutet an, dass mit diesem Stück eine ganz neue Yasmina Reza zu entdecken ist. Bisher galt sie mit ihren so erfolgreichen Theaterteten, in denen sie ihre Personen und ihr Handeln mit sarkastischem Witz der Lächerlichkeit preisgibt, als Meisterin der bösen und bissigen Gesellschaftstragikomödien.
Bei "James Brown trug Lockenwickler" dagegen herrscht eher der Ernst als das Leichte, Komödienhafte. Es geht um ein hilfloses, berührendes Ehepaar, ihren Sohn, der nicht er selbst sein möchte, einen Jungen, der sich in seiner Haut nicht wohl fühlt, eine Psychiaterin, die Auto fährt, ohne jemals die Bremsen zu betätigen und schließlich noch um eine exotische Pflanze im Konflikt mit der heimischen Flora.
Yasmina Reza selbst schreibt zu ihrem Stück:
"Da sind sie wieder die Hutners.
In einem Kapitel in "Glücklich die Glücklichen" erzählte Pascaline Hutner wie sie und ihr Mann Lionel zusehen mussten, wie sich ihr Sohn Jacob nach und nach in Céline Dion verwandelte.
Das war im Buch eine Geschichte unter anderen, die eines Kindes, das nicht mehr wiederzuerkennen ist, eine Geschichte unter anderen, die im Gegensatz zu den anderen ohne Auflösung bleibt.
Ich wusste, eines Tages würde ich diesen Personen wiederbegegnen. In "James Brown mettait des bigoudis" befindet sich Jacob nun in einer Pflegeeinrichtung. In einer Einrichtung, man weiß nicht wo, in einem Park inmitten einer geordneten und friedvollen Natur. Dort hat er einen Freund gefunden, Philippe, ein Patient wie er.
So wie Jacob sich als Céline sieht, oder die Sängerin sein möchte, so ist Philippe ein Weißer, der sich für einen Schwarzen hält, oder ein Schwarzer sein möchte.
Man kennt nicht den Grad ihrer Irrationalität. Man sagt, kein menschliches Wesen forme sich ohne Vorbild und Modell.
Die Psychiaterin, der die unglücklichen Hutners ihr Kind anvertraut haben, versucht nicht, die Patienten in ihre ursprüngliche Bestimmung zurückzuführen. Sie bemüht sich, sie in Einklang mit sich selbst zu bringen, sie zu befähigen, ihre Emanzipation zu akzeptieren. Moderne Harmonie. Mischung aus Großzügigkeit und Verwirrung.
Das ist musikalisch.
Das ist komisch. Und auch traurig.
Phantasie über die Identität oder die Verschiedenheit. - wie man möchte.
Viele Dinge sind uns unbegreiflich. Ich möchte hier keine Schlüssel dazu geben, die keine sind."
Die Uraufführung fand 2023 in Deutschland, am Bayerisches Staatsschauspiel München, in der Inszenierung von Philipp Stölzl mit Juliane Köhler, Lisa Wagner, Michael Goldberg, Vincent zur Linden, Johannes Nussbaum statt.
Die Aufführungsrechte werden ab Spielzeit 2024/25 vertreten.