von Philipp Löhle
1D, 7H
UA: 19.01.2013, Staatstheater, Mainz
"Es gibt nur zwei Zustände. Diese beiden Zustände sind: Der Zustand AN. Und der Zustand AUS", heißt es zu Beginn des mit "Subtraktion" überschriebenem ersten Teils von Nullen und Einsen. Wenn das mal so einfach wäre. Im Laufe des zweiten Teils ("Addition") werden die Gewissheiten im Leben der Protagonisten nachhaltig aufgelöst, und spätestens im dritten Teil ("Multiplikation") schwirrt auch dem Zuschauer auf angenehm verstörende Weise der Kopf. Zum heimlichen Hauptinitiator des Verwirrspiels wird unversehens Moritz Krehmer, dem seine Kollegin Klara beim erfolglosen Date bescheinigt, dass er "ein schrecklich langweiliger, kleinkarierter Mensch" sei. Selbst wenn er mit verrückten Aktionen (ohne Socken ins Büro gehen!) auffallen will, wird er von allen übersehen. Erst als er seine Arbeit in einem Unternehmen, das Daten "von allem" sammelt und analysiert, etwas (nach)lässig erfüllt, wird eine geheimnisvolle Organisation auf ihn aufmerksam, die hinter seinem Leichtsinn einen wohlgeplanten Sabotageakt vermutet und ihn ausschalten will. Doch da hat es bereits diesen Autocrash gegeben, der den Algorithmus der Welt neu programmiert. Plötzlich beginnt Moritz wirklich zu verschwinden – oder vervielfältigt er sich eher?
Löhle schickt seine Figuren auf die Suche nach der Formel, die vielleicht alles zum Besseren wendet. Doch woraus sollte sie bestehen? Aus der großen Liebe, die sich Klara wünscht, dem Aufbruch in ein neues Selbst, nach dem sich Jonas immer gesehnt hat, der Illusion von Beständigkeit, von der sich Jule längst verabschiedet hat? Nullen und Einsen fragt nach der Berechenbarkeit unserer Existenz und zeigt eindrücklich, dass man dabei mit allzu einfachen Rechenarten nicht sehr weit kommt.