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Schlaraffenland

von Philipp Löhle

3D, 3H

UA: 05.05.2017, Theater, Basel
ein autobiographisches Stück

In Philipp Löhles Stück leben wir tatsächlich alle im Schlaraffenland, wie sich am Lebensweg des exemplarischen Sohnes zeigt: Der Sohn ist in einer heilen Familie aufgewachsen, die immer zusammen zu Abend isst. Wenn etwas kaputt geht, kaufen seine Eltern es neu, aber größer. Wenn seine Mutter altert, korrigiert das der Schönheitschirurg. Wenn seine Oma stirbt, steht der Familie eine Trauerberaterin zur Seite. Seine Schwester heiratet karrierefördernd seinen Vorgesetzten, und er hat eine Affäre mit seiner Sekretärin. Alles läuft wie am Schnürchen, bis ihm eines Nachts ein Blick hinter die Kulissen gewährt wird. Dort sind dunkle Männer damit beschäftigt, den Gang der Geschichte – oder die Theatervorstellung? – reibungslos am Laufen zu halten. Was folgt, ist eine umfassende Verstörung. Nicht nur wird der Sohn, der bisher als Ich-Erzähler seines eigenen Lebens agiert hat, nachhaltig dekonstruiert und muss sich einem veränderten Erzählrhythmus unterordnen. Auch alle anderen Figuren (Eltern, Schwester, Onkel) empfinden die veränderte Weltsicht als Zumutung. Denn seit der vermeintlichen Epiphanie müssen sie sich ständig Vorwürfe über den bisherigen Lebenswandel anhören. Dabei verstehen sie nicht, was bei dem Sohn eine solch radikale Veränderung der Sichtweise bewirkt hat, denn schließlich wissen doch alle, worauf unser Wohlstand und weitestgehend sorgenfreies Leben gegründet ist. Um diese Gleichgültigkeit zu durchbrechen, greift der Sohn zu einem letzten drastischen Mittel.