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Die Mutter

(La mére)
von Florian Zeller

Deutsch von Annette und Paul Bäcker
2D, 2H

UA: 24.09.2010, Petit Théâtre de Paris, Paris
frei zur DSE

Kann man seinen Sohn zu sehr lieben? Wie andere Frauen auch, hat Anne alles für ihre Kinder, ihren Ehemann und das gemeinsame Heim getan. Doch die Jahre vergehen, die Kinder sind längst aus dem Haus, und nun ist ihr Ehemann dabei sich mehr und mehr von ihr zu distanzieren. Sie ist einsam und ihr einstiges Königreich zerfällt allmählich in seine Teile. Eines Tages kommt der Sohn nach einem Streit mit seiner Freundin in seelischer Zerrissenheit nach Hause und bleibt ein paar Tage. Das allein reicht, um sie wieder zu beleben, ihr ihren Sinn wiederzugeben. Der Fixstern an ihrem Firmament ist der Sohn und sie weigert sich zu akzeptieren, dass sie ihn auch diesmal wieder gehen lassen muss. In ihrer Not schreckt sie vor emotionaler Erpressung und Intrige nicht zurück.

Gibt es einen umgekehrten Ödipuskomplex? Florian Zellers Stück ist die feinfühlige Momentaufnahme einer Frau, die sich abseits von Mutterschaft und Eheleben neu in ihrem Leben zurechtfinden muss. Der Sohn erfüllt ihre Projektion nicht mehr, seine Geliebte ist der Beweis ihres Alterns und in ihrem Mann sieht sie den Verhinderer ihres Lebens. Zeller kreiert ein spannendes und gleichzeitig berührendes Stück und lässt Anne gekonnt bissige Wahrheiten verkünden, die vor allem eines nicht sind – mitleiderregend.