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Isabell

von Johanna Kaptein

2D, 1H

UA: 03.02.2011, Polnisches Theater, Kiel

Eine Frau ist verschwunden. Ein Mann wird verdächtigt. Eine Ärztin verhört ihn. Soweit die Fakten.

Das Besondere an Isabell ist ihr Haar – rot ist es, leuchtend rot, und es vibriert im Dunkeln. Das fällt dem Mann gleich auf, als er sie aus seinem Fenster in der gegenüberliegenden Wohnung beobachtet. Ihr zusieht beim Aufstehen, Kämmen, Ankleiden. Mit einer Präzision, als wäre es ihm längst Gewohnheit geworden. Als sie ihre Wohnung verlässt, nimmt er die Verfolgung auf; wie ein Schatten begleitet er Isabell durch die Straßen, unbemerkt, denkt er. Er betritt dasselbe Café, wartet vor einem Bürohaus, folgt ihr in eine Bar, notiert Fetzen eines Gesprächs mit einem fremden Mann und verliert sie schließlich aus den Augen. Mehrere Tage vergehen ohne eine Spur von Isabell, bis ein mysteriöser Anruf ihn auf eine neue Fährte lockt.

Der Bericht des Mannes ist fragmentarisch, es fehlen bestimmte Details, andere wiederholen sich, Kausalitäten werden bedeutungslos. Ist ein Mord geschehen, oder nicht? Es gibt Unklarheiten, Dinge werden erzählt, die scheinbar nicht zu diesem Fall gehören. Die Chronologie der Ereignisse folgt ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Die Figuren gehören nicht unbedingt den gleichen Realitäten an. Wer ist Isabell? Wirklichkeit, Einbildung, Projektion? Existiert sie tatsächlich oder nur im Augenblick der Beobachtung?

Eine Frau ist verschwunden. Ein Mann wird verdächtigt. Eine Ärztin verhört ihn. Die Lücken zu füllen ist Sache des Betrachters.