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Neu bei FBE: "Andersens Erzählungen" (Bischoff/Dvořák/Stölzl)
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Sina Ahlers: Artist in Residence am Theater Bielefeld
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Sommertheater: eine Auswahl unserer Premieren von Juni bis August
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Hans-Gratzer-Stipendium 2024/25 für Arad Dabiri
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Rückblick: "Ich, Antigone" von Anna Gschnitzer am Staatstheater Mainz
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Streaming "Königinnen" von Thomas Zaufke und Henry Mason / Landestheater Linz
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Mit 3 Tony Awards ausgezeichnet: "Appropriate" von Branden Jacob-Jenkins
Am 16. Juni wurden in New York die Tony Awards 2024 verliehen. Appropriate...

Uraufführung: "Firnis" von Philipp Löhle
Am 7. Juni war die Uraufführung des Auftragswerks Firnis von Philipp Löhle am...

Neu: "Häuslfrau" von Amir Gudarzi
Neu im Programm: Häuslfrau (Das Feuer steckt im Feuer) von Amir Gudarzi....

DSE: Hadrien Raccahs "Die Einladung" an der Komödie Frankfurt
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Aufnahme von Thomas Zaufkes und Henry Masons "Die Königinnen" veröffentlicht
Im Februar 2024 wurde das Musical Die Königinnen von Thomas Zaufke und Henry...

Drei Gastspiele bei den Autor:innentheatertagen
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UA: "Die Liebe auf Erden" von Anja Hilling am Landestheater Altenburg
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Bild von Paul ClaudelClaudel, Paul

Charles-Louis Philippe stellt ihn an dichterischer Größe neben Dante, Stefan Zweig sieht in seinen Dramen Seelenzustände von so brennender Glut, dass alles Irdische, Kostüm und Zeit, in ihnen verflackert, und Eugène Ionesco verehrt ihn als den größten Dichter des 20. Jahrhunderts: Paul Claudel (1868 - 1955).

Claudel entstammt dem Bürgertum der Champagne. Nach seiner Schulausbildung in Paris studiert er Jura und Politik. Seine frühen dramatischen Anfänge sind beeinflusst von den Werken Arthur Rimbauds, seine späteren Werke geprägt durch seinen katholischen Glauben – einen sehr weit gefassten Glauben: "Katholisch heißt universal" (Claudel, 1953).

1893 erhält er seinen ersten diplomatischen Posten in New York. Eine Karriere als Botschafter und Konsul u.a. im Fernen Osten, den USA, Lateinamerika und Deutschland schließt sich an.

Seinen ersten Dramenerfolg hat Claudel mit dem Stück Mariä Verkündigung (UA 1912). Mittagswende (1905) zeigt erstmals seine zentrale Thematik, den Konflikt zwischen irdischer Liebe und göttlicher Berufung. Höhepunkt seines Schaffens ist das monumentale Werk Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu (UA 1943), ein Gesamtkunstwerk, das die Grenzen des Dramas sprengt.

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Claudel auf dem Schloss Brangues. Dort überarbeitet er frühere Werke und schreibt seine großen Bibelkommentare. 1955 stirbt Claudel im Alter von 86 Jahren in Paris.

Wie aktuell Paul Claudels Werk auf den Theaterbühnen noch immer ist, zeigte sich insbesondere in den letzten Jahren, in denen zahlreiche seiner Theaterstücke wieder aufgeführt wurden: So erhielt Der seidene Schuh am Theater Basel in einer Inszenierung von Stefan Bachmann von Publikum wie Kritik gleichsam positive Resonanz; erstmals war hier das Werk auch in der Neuübersetzung durch den Schweizer Autor Herbert Meier zu sehen. 2004 wurde Claudels Mittagswende an den Münchner Kammerspielen inszeniert; die Produktion wurde zum Berliner Theatertreffen 2005 als eine von zehn herausragenden Inszenierungen eingeladen.

Im Frühjahr 2007 inszeniert Stefan Bachmann am Maxim Gorki Theater Berlin die Claudel Trilogie, erstmals in der Neu-Übersetzung von Herbert Meier.

 

Der Tausch

(L´échange)
Urfassung
Neu-Übersetzung 2005
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
2D, 2H
UA: 22.01.1914, Théâtre des Vieux Colombiers Paris
DSE: 02.12.1920, Stadttheater Basel

Wer tauscht? Was wird getauscht? Man sieht zwei Paare. Der Mann des ersten Paares will die Frau des anderen Paares. Die Frau des ersten Paares will den Mann des andern Paares. Ein Quartett? Beiden gelingt es. Und alle werden unglücklich. So der Lageplan des Werkes. (Alfred Kerr, "Berliner Tageblatt", 10. März 1926)

Ein junges Paar, Louis Laine, Amerikaner indianischen Blutes, und seine Frau Marthe, eine französische Bäuerin, die Louis bei seinem Aufenthalt in Europa entführt hat, begegnen am Pazifischen Ozean einem andern Paar: Thomas Pollock Nageoire und Lechy Elbernon. Er ist ein reicher Geschäftsmann, der mehrere Male sein Vermögen verloren hat, sie eine Schauspielerin und ein ausgesprochener Vamp. Kaum hat Thomas, ein Mann, der gewohnt ist, den Wert von Leuten und Dingen einzuschätzen, Marthe kennen gelernt, ermisst er auch ihre Qualitäten: Treue, Tiefe des Gemüts, Mut. Er schlägt ihr einen "Tausch" vor: Sie soll Laine verlassen, denn "er ist keinen Cent wert", und mit ihm, Thomas, zusammenleben. Marthe weist dieses Ansinnen von sich, doch Thomas Nageoire hofft, mit Dollars Louis für seinen Plan zu gewinnen.

Louis lässt sich durch Geld und Lechy Elbernon verführen. Sie ist bereits seine Geliebte und treibt ihn an, seine Frau im Stich zu lassen und mit ihr, Lechy, zusammenzuleben. Trotz der Ermahnungen von Marthe ist Louis bereit, Lechy zu folgen. Doch wenige Augenblicke später kommt Lechy zu Marthe, um ihr mitzuteilen, dass Louis auch sie wieder verlassen und fortan allein leben wolle, was ihm dank des Geldes von Thomas möglich sei. Sie, Lechy, werde Louis umbringen, wenn er diesen Plan ausführe. Marthes Bemühungen, ihren Mann zurückzuhalten, bleiben erfolglos.

Als Thomas sie wieder aufsucht, hört sie einen Schuss und ahnt, dass er Louis galt. Doch spricht sie dies Thomas gegenüber nicht aus. Sie sagt lediglich, Lechy denke in ihrer zerstörerischen Leidenschaft daran, ihren Bungalow, wo er sein ganzes Geld deponiert hat, in Brand zu stecken. Thomas aber fühlt sich bei Marthe seltsam ruhig und macht keine Anstalten, sein Geld zu retten. Sein Haus steht in Flammen, und er schaut unberührt dem Schauspiel seines Ruins zu. Da bemerken die beiden ein Pferd, auf dessen Rücken der tote Louis gebunden liegt. Thomas löst den Leichnam vom Pferd und trägt ihn mit Martha ins Haus.

Der Tausch entstand 1893 in New York, wo Claudel als junger Vizekonsul tätig war. l914 wurde das Stück von Jacques Copeau in Paris uraufgeführt und in den folgenden Jahren viel gespielt. Die deutschsprachige Erstaufführung brachte 1920 Oskar Wälterlin in Basel heraus. 1951 schrieb Claudel unter dem Einfluss von Jean-Louis Barrault eine zweite Fassung.

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