von Klaus Chatten
3D, 7H
UA: 02.10.2002, Maxim Gorki Theater, Berlin
Suzanne ist es bereits. Der Filmregisseur, der weder Vor- noch Nachnamen mehr hat, wird es im Verlaufe des Stückes. Wahnsinnig. Vor Sehnsucht wahnsinnig. Karussell handelt von der Kälte der Großstadt, die die Liebe und vor allem die Intimität zur Seite schiebt. Ein Reigen nächtlicher Hauptstädtler alle am Rande der Gesellschaft, oben oder unten, alle Selbstverteidiger, alle angreifbar, alle in seelischer Überlebensrüstung.
Der HIV-positive Barmann Olli trifft auf einen Filmregisseur und bietet ihm einen faustischen Liebespakt an. Die durchgedrehte Intellektuelle Suzanne liest der somnambulen Dichterin Sanya und dem hippen Theaterautor Tim die Alt-68er Leviten. Tarik, immer auf der Suche nach Ärger, "verirrt" sich im Tiergarten. Der alte Schauspieler versucht sich an den groben Zeichen der aktuellen Avantgarde. Zwischen allen traumwandelt der Wanderprophet Merlin und verkündet seine Orakelsprüche.
Multikulturelle Konflikte, Wahnsinn, Tod, Romantik und die Sehnsucht nach dem ganz normalen Liebesglück - Klaus Chatten hat mit nüchterner Lakonie über die Lust an den Möglichkeiten und Grausamkeiten der Nacht geschrieben.
"In ihren sehnsüchtigen, zugleich rauen und gewitzten Dialogen zeigen sich in 'Karussell' waschechte, sehr berlinerische Stadtneurotiker. Chatten evoziert lebendig die soziokulturellen Dialekte von Kreuzberg bis nach Neukölln." (Tagesspiegel)
"Mitten aus dem schwulen Szeneleben hat Autor Klaus Chatten eine schonungslose Collage aus Sehnsucht nach Liebe, AIDS, Geltungssucht und anderen Phänomenen zusammengestellt." (Siegessäule)