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Maeterlinck, Maurice |
wird am 29. August 1862 in Gent als Sohn wohlhabender französischsprachiger Eltern geboren. Nach dem Besuch einer Jesuitenschule beginnt er ein Jurastudium. Bereits während seiner Studienzeit schreibt er Gedichte und kurze Erzählungen.
1896, nach dem Ende seines Jurastudiums, lebt er einige Monate in Paris, wo er Mitglieder der neuen literarischen Bewegung des Symbolismus kennenlernt, darunter Stéphane Mallarmé und Villiers de l'Isle-Adam. Diese Zeit hat wesentlichen Einfluss auf sein gesamtes Schaffen und bestärkt ihn, Schriftsteller zu werden.
1889 veröffentlicht Maeterlinck seinen ersten Gedichtband "Les Serres chaudes". Sein literarischer Durchbruch gelingt ihm noch im gleichen Jahr mit dem phantastischen Drama Prinzessin Maleine, woraufhin ihn Octave Mirabeau im „Figaro“ als "belgischen Shakespeare" bejubelt.
Zeit seines Lebens arbeitet Maeterlinck sowohl als Lyriker und Dramatiker; mit seinen Theaterstücken wird er weltberühmt, aber seine Bedeutung als Lyriker für die Geschichte der modernen Literatur ist kaum geringer als die des Dramatikers. 1911 erhält Maeterlinck den Nobelpreis für Literatur. In der Nobelpreisrede heißt es: "Maeterlinck schreibt mit der Vorstellungskraft eines Schlafwandlers und dem Geist eines träumenden Visionärs, aber immer auch mit der Präzision eines großen Künstlers."
Weitere Ehrungen werden dem Literaten Maeterlinck zu Teil: Er wird Präsident des Internationalen PEN-Clubs und 1919 erhebt ihn der belgische König für seine literarischen Verdienste in den Grafenstand.
Maeterlinck unternimmt immer wieder ausgedehnte Reisen durch weite Teile Europas und Nordamerikas und lässt sich schließlich an der Französischen Riviera nieder. In Nizza erwirbt er 1930 ein Schloss, dem er den Namen Orlamonde aus seinen Gedichtband Quinze Chansons gibt. Während des 2. Weltkriegs geht Maeterlinck in die amerikanische Emigration. Er stirbt am 6. Mai 1949 auf seinem Schloss in Nizza.
Weitere Informationen zu Maeterlincks Werk finden Sie in unserem Special: Maurice Maeterlinck: "Ein belgischer Shakespeare"
(L'oiseau bleu)
Deutsch von Stefan Gross
8D, 8H, Kinder, Nebendarsteller
UA: 30.09.1908, Akademisches Künstlertheater (MChAT) Moskau
DSE: 1912, Deutsches Theater Berlin
Eines Nachts taucht die Fee Berylune bei dem Geschwisterpaar Mytyl und Tyltyl auf und bittet die beiden, den geheimnisvollen blauen Vogel zu finden. Dafür müssen sie sich auf eine Reise ins Ungewisse begeben. Mit auf den Weg bekommen die Kinder einen Zauberstab, der Tiere und Gegenstände zum Leben erwecken kann; Hund, Katze, Brot, Milch, Licht sind die Begleiter der Kinder.
Die Reise führt sie nicht nur in das 'Land der Erinnerungen', wo sie ihren toten Großeltern begegnen, sondern auch in den Palast der Nacht. Die Nacht hütet Krankheiten und Kriege, aber auch einen herrlichen Wundergarten mit Mond, Planeten, Nachtigallen. Im Wald begegnen sie den Seelen des gesamten Baum- und Tierreichs, die Mytyl und Tyltyl als Repräsentanten des die Natur beherrschenden und ausbeutenden Menschen sehen und sie erschlagen wollen. Auch im Garten der Freude, Garten des Glücks und im Reich der Zukunft können sie den blauen Vogel nicht finden. Nach einem Jahr kehren sie nach Hause zurück, dort ist nur eine Nacht vergangen und sie scheinen nur geträumt zu haben. Den blauen Vogel finden sie in Tyltyls Vogelkäfig und schenken ihn dem kranken Nachbarskind.
Der blaue Vogel ist eine zarte Geschichte über das Leben, das Erwachsenwerden und die Suche nach dem Glück und handelt, zum Guten wie zum Bösen, von den Kräften der Einbildung. "Der Text ist aber auch – das hat Stanislawski wie Meyerhold und Max Reinhardt, der 1912 am Deutschen Theater die deutsche Erstaufführung herausbrachte, daran gereizt – einer über das Theater. Denk’ dir was, dann hast du das: Diese Auskunft des Stücks fasst schließlich zusammen, worauf jeder Vorgang auf einer Bühne und ebenso das Zuschauen baut." (Frankfurter Rundschau, 14.1.1999)
Über Thomas Ostermeiers Inszenierung, mit der er am Deutschen Theater Berlin erstmals auf der großen Bühne arbeitete, schrieb die Berliner Zeitung: "Am erstaunlichsten aber ist, wie all die allegorischen Figuren, fleischgewordenen Elemente und lebenden Gegenstände etwas zutiefst Modernes in ihrem Wesen tragen, als habe man sie auf einem Maskenball in Berlin-Mitte zusammengefangen." (Berliner Zeitung, 14.01.1999)
Die deutsche Bühne schrieb begeistert: Der blaue Vogel "passt in eine Zeitströmung der Sinnsuche jenseits etablierter Religion und Konfession, er erzählt eine Initiationsreise ins Leben und hat einen erstaunlichen ökologischen Kern." (Deutsche Bühne, online, 22.1.2007)