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Hervé, Florimond

Florimond Hervé, am 30. Juni 1825 in Houdain bei Arras als Florimond Ronger geboren, war zunächst Organist, ehe er sich der Bühne zuwandte und schließlich am Boulevard du Temple ein eigenes Theater eröffnete, die "Folies nouvelles", die zum Vorbild für Jacques Offenbachs "Bouffes parisiennes" werden sollten. Die satirische Schärfe Offenbachs finden wir freilich in Hervés Grotesken und Parodien kaum, wenngleich er im "Kleinen Faust" die Faust-Oper Gounods witzig kolportiert und im "König Chilperich" die Allüren der Grand Opéra à la Meyerbeer karikiert.

Während er Offenbach Paris überließ, feierte er seine Erfolge häufig in der Provinz. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Kapellmeister am Londoner Empire-Theatre, 1870/71 infolge der deutsch-französischen Kriegslage, kehrte er in die französische Hauptstadt zurück, wo er 1883 seinen größten Triumph erlebte, die Uraufführung des Singspiels Mamselle Nitouche, das sein Publikum charmant unterhält, ohne sich, wie noch in den Jugendwerken, grotesk zu überschlagen. Die amüsante Geschichte um den Organisten eines Mädchenpensionats, der eine Operette geschrieben hat und zwischen klösterlich strenger Pensionats- und frivoler Theaterwelt hin- und herpendelt, verweist schmunzelnd auf das Leben des Autors.

Hervé starb am 4. November 1892 in Paris. Neben dem bedeutenden Werk seines "Rivalen" Jacques Offenbach konnten sich seine Stücke nach seinem Tod kaum auf dem Spielplan halten. Die Ausnahme war und ist Mamselle Nitouche, das bis heute die Begabung und den Witz Hervés bezeugt. Eine Neufassung liegt von Alexander Steinbrecher und Hans Weigel vor.