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Bräker

von Herbert Meier
Eine Komödie

2D, 12H, Nebendarsteller

UA: 21.09.1978, Schauspielhaus, Zürich

Der von seinem Vater zu Söldnerdiensten im Heer der Preußen verschacherte Bauernsohn Uli Bräker kehrt als Deserteur nach Hause zurück. Mitgebracht hat er Bücher, viel Einbildungskraft und eine übergroße Begeisterung für Shakespeare. Alsbald vermählt er sich mit Salome, der bildhübschen, aber ungebildeten Schwester des Textilfabrikanten Ambühl, die sich auch durch die Ehrenmitgliedschaft ihres Mannes in der "Moralisch-literarischen Gesellschaft des Tockenburgs" nicht von der Erwartung abbringen lässt, ihr Mann könne statt Bücher lesen und Traktate schreiben ebenso gut die Kontobücher ihres Bruders führen.

Da erscheint vor Bräker der dickwanstige, lebenshungrige Falstaff und mit ihm Heinrich der IV., König Cymbelin, Imogen, Lady Macbeth und der bucklige König Richard III. Für Bräker sind die Shakespeare-Figuren leibhaftige Gegenüber, während sie für Salome außer seltsamen Geräuschen und Spuren unsichtbar bleiben, und sehr bald beginnt sie am Verstand ihres Mannes zu zweifeln. Als Lady Macbeth Bräker anstiften will, seinen Schwager zu ermorden, ist sein Urteil besiegelt. Dank der Fürsprache des Landschreibers wird er jedoch nicht interniert, sondern nur auf Wanderschaft geschickt, um seinen Geist von den Trugbildern zu befreien. Salome, die während Bräkers langer Abwesenheit lesen gelernt hat, findet zu ihrer großen Überraschung plötzlich auch Zugang zu den Figuren des großen William. Der Reiz des Stücks liegt vor allem in der Spannung zwischen der existenziellen Wirklichkeit und einer subjektiv als ebenso real erlebten Welt.

Ausgangspunkt für die erste "helvetische" Komödie Herbert Meiers ist die Lektüre der Schrift "Etwas über William Shakespeares Schauspiele – Von einem armen ungelehrten Weltbürger, der das Glück genoss, ihn zu lesen" des Garnhändlers Ulrich Bräker (1735-1798), bekannt geworden durch "Der Arme Mann im Tockenburg".