24.04.2024
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Meier, Herbert |
Herbert Meier wurde am 29. August 1928 in Solothurn geboren.
Schon während seiner Schulzeit begann er, Gedichte und kleine Stücke zu
verfassen. Er studierte Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie
und Kunstgeschichte in Basel, Wien, Paris und Fribourg und schloss sein
Studium mit einer Dissertation über die Dramen Ernst Barlachs ab.
Danach absolvierte er eine Ausbildung als Schauspieler bei Ernst
Ginsberg. Er arbeitete als Lektor in Paris und Poitiers und war als
Dramaturg und Schauspieler am Städtebundtheater Biel/Solothurn tätig.
Von 1977 bis 1982 war er Chefdramaturg des Schauspielhauses in Zürich. An
den Universitäten St. Gallen und Zürich hielt er Vorlesungen über
Dramaturgie und wurde 1986 als "Writer in residence" an die University
of Southern California in Los Angeles berufen. Von 1994 bis 1998
moderierte er die Sendung "Sternstunde Philosophie" im Schweizer
Fernsehen. Seit 1955 lebte er als freier Schriftsteller und Übersetzer
in Zürich. Herbert Meier starb 2018 kurz nach seinem 90. Geburtstag.
Meier war ein Virtuose der Sprache. Seine Wortwahl war stets knapp,
präzise, niemals redundant, und dennoch von enormer Vielschichtigkeit.
Er hielt spielerisch die Balance zwischen einer poetischen, geprägten
Sprache und dem gesprochenen, "heutigen" Wort. Seine Figuren ließ er
zuweilen eigene Worte erfinden, die tiefe Einsicht in das menschliche
Gefühlsleben verraten. Häufig dienten ihm historische Stoffe und
Personen als Vorlage, bei denen es ihm aber niemals um die historisch
getreue Darstellung ging. Sie wurden quasi losgelöst von Zeit und Raum
auf das Parabelhafte, Exemplarische ihrer Existenz verdichtet. Die
Hauptpersonen seines dramatischen Werks sind Suchende, getrieben von
ihrer Sehnsucht nach erfülltem Leben, maßlos in ihrer Forderung nach
dem Absoluten: nach der bedingungslosen Liebe, nach der Freiheit zur
Selbstbestimmung. Hinter all dem wird ein tief verwurzelter Humanismus
spürbar, der diesen Suchenden, Verzweifelten selbst noch in ihrem
Scheitern recht gibt.
Die reiche Theatererfahrung Meiers und seine dramatische Intuition
machten ihn auch zu einem gefragten Übersetzer moderner wie klassischer
Stücke der Weltliteratur. Gemeinsam mit seiner Frau, der Romanistin Yvonne Meier-Haas, hat er Werke von William Shakespeare, Ben Jonson, Euripides, Molière, Carlo Goldoni, Racine, Pirandello, Paul Claudel, Jean Giraudoux, Jacques Audiberti, Georges Schéhadé und Federico García Lorca übersetzt. Zuletzt hatte seine Neuübersetzung von Paul Claudels Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu,
die ihre Erstaufführung im März 2003 am Basler Theater erlebte und
nachfolgend im Rahmen der Ruhrtriennale in Duisburg inszeniert wurde,
für großes Aufsehen gesorgt.
Herbert Meier erhielt u.a. 1955 den Literaturpreis der Freien
Hansestadt Bremen, 1957 den Kunstpreis des Lions Club Basel, den Preis
der Schweizerischen Schillerstiftung (1964), den
Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1964), den Welti-Preis für das Drama
(1970), den Solothurner Kunstpreis (1975), den Förderpreis der
Gottfried-Keller-Stiftung (1976) und den Schillerpreis der Zürcher
Kantonalbank (1997).
Weitere Informationen zu den Übersetzungen von Herbert Meier finden Sie in unserem Special: "Jedes Wort begriffen und durchdacht": Herbert Meier, Übersetzer
Theaterstück
2D, 8H, Nebendarsteller
UA: 17.01.1976, Schauspielhaus Zürich
Henry Dunant ist ein Genfer Bankier und zugleich Idealist und Philanthrop. Er plant ein Bewässerungsprojekt in der algerischen Wüste, um Getreide anzubauen. Um die Konzession zu erhalten, versucht er Kaiser Napoléon III. aufzusuchen, der gerade in der Lombardei Krieg führt. Von dem Leiden der Verletzten und den katastrophalen Bedingungen in den zu Lazaretten umfunktionierten Kirchen ist er tief erschüttert und entschließt sich, Abhilfe zu schaffen. Mit dem Anwalt Moynier gründet er eine Hilfsgesellschaft für Verwundete – das „Rote Kreuz“ ist geboren. Auch Kaiserin Eugénie und den Erzbischof gewinnt er als Unterstützer für seine Idee.
Auf der europäischen Konferenz der Organisation in Genf jedoch wird Dunant von Moynier systematisch in den Hintergrund gedrängt und kann seine zentrale Forderung über den Schutz der Lazarette als neutrale Zone nicht durchsetzen. Am preußischen Hof in Potsdam wird Dunant zwar der „Potsdamer Friedensengel“ durch den Kriegsminister überreicht, aber zu seiner großen Enttäuschung kommt kein Gespräch mit Bismarck zustande.
In Genf hat Moynier inzwischen Unregelmäßigkeiten in Dunants Kontobüchern entdeckt: um die großzügigen Begleitprogramme der Konferenz und Geschenke an die Königshäuser zu finanzieren, hat sich Dunant zur Veruntreuung von Geldern hinreißen lassen. Moynier und das Komitee verstoßen ihn aus der Organisation. In der Folge muss er mitansehen, wie seine Idee, das Rote Kreuz, zum Instrument der Machthaber und Kriegsherren geworden ist. Am Ende erhält Dunant zwar den Friedensnobelpreis, aber er hat resigniert: „Meine Fahne deckt am Ende nur den Mord.“