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Die Ursache

von Leonhard Frank
Drama in vier Akten

3D, 10H, 2 Kinder, Statisterie

Das Drama Die Ursache (1927), die Bühnenbearbeitung der im Schweizer Exil verfassten gleichnamigen Novelle, zeigt, wie materielle Not und menschliche Misshandlung zu traumatischen Kindheitserfahrungen und so zur Ursache eines affektgeladenen Mordes werden können. Ein Dreißigjähriger, im Stück von Beginn an rufnamenlos als „Mörder“ tituliert, kehrt aus Berlin in seine Heimatstadt zurück. Dort begibt er sich zum Haus seines ehemaligen Lehrers, der den Mörder als Jungen mit autoritärer Schärfe und sadistischer Genugtuung dessen gesellschaftliche und pekuniäre Randstellung spüren ließ, und stellt diesen unangenehmen Geist der Vergangenheit zur Rede. Dieser ist sich keiner Schuld und schlechten Tat bewusst. Nachdem der Mörder beobachten muss, dass der Lehrer seine sozial und persönlich schwächer bestellten Schüler weiterhin schäbig und hämisch abqualifiziert, verliert er die Kontrolle über seine Affekte und ermordet den Lehrer. Das Gericht beschließt die Todesstrafe, ohne die psychologischen Hintergründe gelten zu lassen.

Frank schreibt mit dem Stück eine aufrüttelnde Anklage an die Justiz, die einen inhumanen Akt mit Inhumanität vergilt. Die Ursache für den Mord, die tiefsitzenden Spuren jahrelanger Demütigung, wird in der Rechtsfindung ausgeblendet. Frank lässt in das Drama Erkenntnisse der noch jungen Psychoanalyse einfließen und schafft so eine packende, psychologisch dichte Atmosphäre, die einem schwarzweiß denkenden Justizapparat differenzierende Menschlichkeit entgegensetzt.