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Die Schlummernde

(L´endormie)
von Paul Claudel

Deutsch von Edwin Maria Landau
2D, 2H, Nebendarsteller

UA: 06.07.1965, Theater der Neun, Freiburg

Eine Waldwiese, Baumwipfel, dahinter die See, in Mondlicht gehüllt. Junge Faune und Nymphen tummeln sich durch die Nacht. Ganz in der Nähe schlummert eine Meerjungfrau mit dem Namen Galaxaura.

"Eines Tages entstieg dem Meere sie und wollte
Auf dem Rasen ihren triefnassen Leib vom Salzschaum trocknen
Und schlummerte hier ein, sanft beißend in eine Blume, leider, ach!
Leider, ach, die Blume! die Nymphen, ihre Schwestern, und auch ihr Vater, der alte König
Der in den Purpurgrotten des Ozeans thront,
Wie oft nicht riefen sie schon aus: 'Oh Galaxaura! Galaxaura, die weiße, hätte der Himmel dich davor bewahrt, in diese Blume je zu beißen!'
Denn sie schläft immer weiter, eh nicht ein Dichter
Durch sein Wort sie auferweckt."

Der Dichter wird von den Wesen des Waldes rasch dazu verleitet, den Weck-Gesang für Galaxaura zu singen. Doch bringen sie ihn nicht etwa zum Lager der Schlummernden, sondern vor die Höhle der dicken, betrunkenen Strombo. In höchsten Tönen stimmt der Dichter seinen Lobgesang auf die unbekannte Schlafende an, bis sie aufwacht und der Dichter die Irreführung schaudernd mit den Worten "Was für ein Ungeheuer!" erkennt.