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Die Kommode

von Curt Goetz
Frei nach Guy de Maupassant

3D, 5H

Balthasar Fröhlich hat einen wichtigen Posten inne: Er ist Cheffriseur am ehemaligen Hoftheater. Somit ist der gemütvolle Biedermann Stolz und Mittelpunkt seiner sächselnden Sippschaft, mit der er ein betulich munteres Leben fristet, dem selbst die Tyrannei der steinalten Tanten keinen Abbruch tun kann, die in der oberen Etage haust und sich durch ständiges Klopfen mit dem Stock Aufmerksamkeit verschafft. Eines Tages, der Herr Intendant ist gerade zu Besuch, vernimmt man statt des vertrauten Klopfens einen lauten Rumms – und Tantchen liegt tot am Boden. Nun geht das Gezerre um Tantchens Kommode los, in der Mutter Fröhlich wie auch die herbeigeeilte Verwandtschaft Geheimfächer mit Erspartem vermuten. Man zankt und balgt sich, jedem soll das Prachtstück versprochen gewesen sein, und schließlich schwört man, einander vor Gericht zu zitieren. Da klopft es von oben, Tantchen hat bloß ein Nickerchen gemacht, also: Kommando zurück, Kommode nach oben. Als das sperrige Möbel endlich wieder am angestammten Platze angelangt ist, segnet die Tante endgültig das Zeitliche, was bedeutet: Kommode wieder runter – auch wenn es nicht das geringste Zeichen für Geheimfächer gibt. Aber wenigstens entdeckt Vater Fröhlich den letzten Willen: "Alles, was ich hinterlasse, / Soll im Feuer sterben. / Wo nichts ist, gibt ’s keinen Streit / Und auch nichts zu erben! / Es war einmal, heißt es im Märchen ... / Wiedersehen! / Tante Klärchen!"

In jener dritten Miniatur, seinem letzten überlieferten Bühnenwerk, lässt Curt Goetz nochmals seine liebsten Themen und Typen Revue passieren: kauzige Kleinbürger, die mit Künstlern kollidieren, genau beobachtete Millieuskizzen, mit Milde, Lebensweisheit und brillantem Sprachwitz liebevoll auf die Schippe genommen...