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Aktuelle Premierenberichte

Die Burg der Assassinen
08.12.2023, Aachen, Theater

Lazarus
01.12.2023, Kiel, Theater

Siri und die Eismeerpiraten
05.12.2023, Wien, Theater der Jugend

Euromüll
07.10.2023, Marburg, Hessisches Landestheater

Kopenhagen-Trilogie
02.06.2023, Frankfurt am Main, Städtische Bühnen

Erfolg
24.05.2023, München, Residenztheater

Wann, wenn nicht jetzt?
09.03.2023, Münster, Wolfgang Borchert Theater

Pirsch
29.01.2023, Göttingen, Deutsches Theater

Polar
23.01.2023, Wien, Theater Drachengasse

Brigitte Bordeaux (Musical)
09.12.2022, Memmingen, Landestheater Schwaben


Bild von Martina ClavadetscherClavadetscher, Martina
Foto © Ingo Höhn 

Martina Clavadetscher, geboren 1979, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie. Seit 2009 arbeitet sie als Autorin, Dramatikerin und Radio-Kolumnistin und lebt in der Schweiz. Ihr Prosadebüt "Sammler" erschien 2014. In der Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Luzerner Theater. Mit ihrem Stück Umständliche Rettung gewann sie 2016 den Essener Autorenpreis und war im selben Jahr für den Preis des Heidelberger Stückemarkts nominiert. Ihr Roman Knochenlieder war für den Schweizer Buchpreis nominiert. 2018 war sie zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt eingeladen. Für ihren Roman Die Erfindung des Ungehorsams wurde sie mit dem Schweizer Buchpreis 2021 ausgezeichnet.

 

Der letzte Europäer

3D, 1H
UA: 25.02.2017, Theater Neumarkt Zürich

Frau Angst hat ihren Kontinent fest im Griff. Die Muttermaschinen laufen wie geschmiert, alles funktioniert wie immer, auch wenn draußen ein unsichtbarer Krieg tobt. Niemand bewegt sich und alle sind zufrieden, auch der letzte Europäer. Die Muttermaschine füttert ihn täglich mit den ewig gleichen Trugbildern. Damit die lästigen Träume verschwinden und nur die weichgespülten Erinnerungen übrigbleiben. Der Letzte hält eisern an den Routinen und seinem Müsli fest, spaziert durch die hübsch angelegten Wege seines symmetrischen Jardin des Étoiles. Alles scheint geordnet, alles bleibt harmonisch abgegrenzt.
Nur eine Hündin fühlt sich gelangweilt. Sie wünscht sich Chaos und Dreck zurück. Einen Unort, wo man sich gleichermaßen Freund und Feind ist, wo man sich wieder spüren kann, vielleicht barbarisch, aber dafür real. Die Hündin fordert die Angst zu einer Wette heraus. Sie ist davon überzeugt, dieses eine Exemplar zum Ausbruch zu bewegen. Dazu begeben sich die Hündin und der letzte Europäer auf eine Reise, die keine ist.

Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher verhandelt in ihrem neuen Stück Der letzte Europäer, das als Auftragswerk für das Theater Neumarkt entstanden ist, nichts weniger als die naheliegende sowie dramatische Vorstellung, das gute alte Europa könnte bald schon Vergangenheit sein. In einer von Angst und Mythen gelenkten Phase der Weltgeschichte gedeiht keine große Idee mehr – oder wie es Nietzsche nannte: Der letzte Mensch kann keinen Stern mehr gebären. Man scheint sich einig: Jede Aufregung soll folgenlos bleiben, jede Handlung korrekt geplant und kontrolliert. Die tatsächliche Selbstbestimmung hat längst dem Sicherheitswahn Platz gemacht. Was bleibt, ist der passive Widerstand, der darin besteht, sich mit Illusionen einer vermeintlichen Freiheit und Aufgeklärtheit füttern zu lassen.

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