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Besser schlichten als richten

(La médiation)
von Chloé Lambert

Deutsch von Annette und Paul Bäcker
3D, 1H

UA: 08.01.2016, Théâtre de Poche-Montparnasse, Paris
frei zur DSE

Anna und Pierre sind getrennt und müssen sich bei einer Familienmediation auf die Organisation des Sorgerechts für ihren gemeinsamen Sohn Archimedes einigen. Anna, durch Pierre tief verletzt, zweifelt an den Kompetenzen ihres Ex. Sie ist eine Helikopter-Mutter und würde den Sohn am liebsten völlig für sich vereinnahmen. Pierre hingegen, ein unbekümmerter Kindskopf, besessen von seiner Arbeit, möchte sich gern um seinen Sohn kümmern, fühlt sich aber von Anna überwacht und kontrolliert. Er sieht in der Erziehung seines Sohnes ein Kinderspiel. Die Fronten sind verhärtet und nun sollen die Mediatorinnen Isabelle und Jeanne zwischen beiden vermitteln. Wie bei einer Zwiebel schälen sich die Vier von Sitzung zu Sitzung durch das einstige Gefühls- und Zusammenleben des Paares, wobei es zu heftigsten Auseinandersetzungen kommt und schonungslos jedes intime Detail offenbar wird. Schnell wird klar, dass die beiden „neutralen“ Mediatorinnen durchaus Partei ergreifen, wobei sich Isabelle auf Annas Seite stellt und Jeanne auf die von Pierre. Auch über die Herangehensweise der Schlichtung geraten sie in einen Zwiespalt. Da die Zukunft einen kleinen Kindes auf dem Spiel steht, muss die Vergangenheit ein für allemal bereinigt werden.

Chloé Lambert wurde durch die eigene Erfahrung einer Familienschlichtung zu ihrem Stück inspiriert. Einerseits beleuchtet sie in Besser schlichten als richten behutsam die wohlmeinende Fürsorge der Elternteile für Ihren Nachwuchs, gleichzeitig wird das Ausmaß des emotionalen Dilemmas der einstigen großen Liebe greifbar. Denn wie erzieht man gemeinsam ein Kind, wenn man getrennt ist und das Kind nacheinander vom Anlass zum Vorwand und letztendlich zum Objekt einer erloschenen Liebe geworden ist? Gleichzeitig vermittelt sie in Form der Mediatorinnen auch ein Bild davon, wie schwer es ist, in solch aufwühlenden Zusammenhängen nicht zu urteilen und zeigt die Grenzen der Professionalität auf. Lamberts Text und Sprache fangen die ganze Komplexität des emotionalen Spektrums dieser Gegensätze ein und erinnert in der Schlagfertigkeit der Dialoge durchaus an die Stücke von Florian Zeller, in dessen Stücken sie auch als Schauspielerin mitgewirkt hat.