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Hannahs Dämon

(Le démon de Hannah)
von Antoine Rault

Deutsch von Annette und Paul Bäcker
2D, 2H

DSE: 21.11.2014, Städtische Theater, Chemnitz

Martin Heidegger und Hannah Arendt zählen zu den größten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Sie haben sich leidenschaftlich geliebt. Die Geschichte hat sie getrennt. Ihre Liebe begann 1925. Er geht auf die Vierig zu, er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern, Professor für Philosophie an der Universität Marburg. Sie ist achtzehn Jahre alt, sie ist seine brillanteste Schülerin und sie ist Jüdin.
Nach Hitlers Aufstieg flieht sie aus Deutschland, während er sich für den Nationalsozialismus engagiert und Rektor der Universität Freiburg wird. Ein Jahr lang unterstützt er Hitler. Dann tritt er vom Rektorat zurück und spricht sich danach weder für ihn noch gegen ihn aus.
Raults Stück spielt am 7. Februar 1950. Nach Ende des Krieges hat Martin Heidegger Lehrverbot und lebt mit seiner Ehefrau Elfride zurückgezogen in seinem Haus in Freiburg. Hannah Arendt, die in New York ein neues Leben begonnen hat, kommt zum ersten Mal wieder nach Deutschland, nimmt zu Heidegger Kontakt auf und trifft sich mit ihm am 7. Februar - genau dem Tag (wie ihre Briefe bezeigen) ihrer ersten Liebesnacht -für eine Nacht in einem Hotelzimmer in Freiburg.
Man weiß nicht, was in dieser Nacht zwischen den beiden geschehen ist. Was haben sie sich gesagt? Was kann Heidegger Hannah, die Rechenschaft von ihm für seine Haltung während der Nazidiktatur und sein Schweigen nach Ende des Krieges fordert, zu seiner Entschuldigung und Rechtfertigung vorbringen? Und was zwingt Hannah, ihren ehemaligen Geliebten wiederzusehen, liebt sie ihn noch immer? Gelingt es Heidegger Hannah von seiner Unschuld zu überzeugen?
Mit "Hannahs Dämon" gelingt Antoine Rault ein höchst spannender und intelligenter Theatertext, in dem sich philosophische und politische Dialoge brillant mit sehr persönlichen und berührenden Geständnissen eines Liebespaares mischen, das der französische Philosoph Jacques Derrida mit Héloise und Abélard verglich.