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Der fliegende Geheimrat

von Curt Goetz
Einakter

1D, 3H

Der Titel dieses Kabinettstücks bezieht sich auf den "Fliegenden Holländer", mit Inhalt und Personnage zitiert Goetz auf seine ureigene, schalkhafte Weise das expressionistische Theater:

In seiner Praxis betätigt sich der Herr Geheimrat als kolossaler Kurpfuscher. Seine Diagnosen sind mit schlafwandlerischer Sicherheit falsch, einen Krebs erkennt er als Schnupfen, und umgekehrt, und auf diese Weise ist die Sterblichkeitsrate unter seinen Patienten recht hoch. Da besucht ihn eines Tages der geheimnisvolle Herr Mors, ein Hänfling mit gewaltigem Mundfurz, der sich bei näherer Betrachtung als der leibhaftige Tod entpuppt. Eigentlich ist er gekommen, den Herrn Geheimrat, der kurz vor der Pensionierung steht, zu holen, aber er schlägt ihm stattdessen ein Geschäft vor: Wenn der Arzt seine Praxis nicht schließt, dem Tod also weiter fleißig Nachschub liefert, darf er weitere 10 Jahre im Diesseits verbleiben. Herr Geheimrat willigt ein, entlockt dem Tod aber das Zugeständnis, solange am Leben bleiben zu dürfen, wie er seine Praxis geöffnet hält. So pfuscht er weiter bis in alle Ewigkeit ...

Jener extrem straffe und punktgenaue Text könnte heute als früher Kommentar zu kassenärztlichen Vereinigungen und Gesundheitsreformen ausgelegt werden.