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Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau

von Lion Feuchtwanger
Roman



Die Welt war verrottet durch Zivilisation. Man musste zurückkehren zur Einfachheit, zur Natur. Der Marquis von Girardin, seit er die Schriften Rousseaus gelesen hatte, formte sein Leben in ihrem Sinne. Seinen Sohn Fernand bildete er nach den Prinzipien des Erziehungsromans "Emile"; auf seinen Besitzungen Ermenonville schuf er eine Landschaft wie Jean-Jacques sie dargestellt hatte in seinem Roman "Die Neue Héloïse", und auch die politischen Neuerungen, gefordert in dem Buch "Der Gesellschaftsvertrag", fanden seine Zustimmung. Nun also wird Rousseau seiner Einladung folgen und fortan in Ermenonville leben. Für Fernand ist die Gegenwart des verehrten Lehrers höchstes Glück. Bald aber plagen ihn Zweifel an der Wahrhaftigkeit Rousseaus. Er ist bestürzt über die Diskrepanz zwischen den Theorien seiner Schriften und seiner tatsächlichen Lebensführung. Heimlich liest Fernand das Manuskript der "Bekenntnisse" und erfährt: Nicht Bürgerstolz war es, der Rousseau seinerzeit veranlasst hatte, der Audienz beim König fernzubleiben und damit die versprochene Pension auszuschlagen, sondern sein Blasenleiden. Und seine eigenen Kinder hatten nicht profitiert von den Erziehungsprinzipien des "Emile", er hatte sie ins Findelhaus gegeben.

Das Volk feiert Jean-Jacques nach seinem Tode als Vater der Revolution. Fernand, seine Zweifel überwindend, wird ein treuer und politisch aktiver Anhänger der Jakobiner: Wenn die Wohlfahrt des Staates den Tod fordert, wird er ihn annehmen, wie ihn Tausende vor ihm angenommen haben. Denn die Logik der Revolution ist die Guillotine.

Hinweis: Es ist jeder Bühne möglich, in Rücksprache mit dem Verlag eine eigene Adaption von den Werken des Autors Lion Feuchtwanger zu erstellen.