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Alk. Außer Kontrolle

von Wolfram Hänel
nach dem Roman von Wolfram Hänel
für die Bühne eingerichtet von Sabrina Ullrich
für Jugendliche ab 13 Jahren

2D, 3H

UA: 19.02.2012, Westfälisches Landestheater, Castrop-Rauxel

"Eines Tages werde ich vielleicht aufhören, Fragen zu stellen. Und das macht mich wütend."

Marx, Krawinski, Alex und Marie stehen an der Straßenbahnhaltestelle am Kanal. Sie trinken gemeinsam, ein kollektives Ritual– um irgendetwas zu tun, aus Langeweile, aus Frust, aus zu viel oder verloren gegangener Wut. Sie schaffen sich ihren eigenen Nervenkitzel, der den Alltag aus den Angeln hebt und spüren lässt, dass sie vorhanden sind: lebensgefährliche Mutproben, Biertrinken in rasendem Tempo, Schlägereien, Passanten beklauen und Randale. Dabei spürt Marx doch eigentlich noch etwas, das sich nicht durch tägliche Alkoholexzesse beruhigt und das er auch nicht vergessen will. Es lässt ihn nicht mehr los, dass sein Freund Hendrik im letzten Jahr in Frankreich am Strand gestorben ist – vollkommen betrunken an seiner eigenen Kotze erstickt. Er ist einfach weg, aber Marx ist immer noch da. Er schreibt auf, was geschehen ist und versucht auf diese Weise zu realisieren, Ordnung in die Fülle der Erinnerung zu bringen und damit umzugehen. Aber das ist gar nicht so leicht, wenn man schon an der Gegenwart scheitert. Warum soll er sich zügeln und keinen Tropfen Alkohol trinken, während seine Eltern ihren Weinbesitz immer mehr vergrößern und sich mit Alex` Eltern zu Hause betrinken, bis sie keinen klaren Satz mehr sprechen können? Aber zum Glück trifft Marx Marie, die ihn begreifen lässt, dass manchmal erst schockierende Ereignisse geschehen müssen, damit man aufschreckt und bemerkt, was verkehrt läuft.

Es trinken zwar immer weniger Jugendliche Alkohol, doch dafür fangen sie mit dem Alkoholkonsum früher an und trinken zu viel (Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2011; www.mgepa.nrw.de).
In bestechender Klarheit und authentischen Dialogen geht Wolfram Hänel in Alk. Ausser Kontrolle auf dieses Phänomen ein, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu Zücken. Er erzählt von einer Gruppe Jugendlicher, die nicht ein paar Bier gemeinsam trinken, sondern sich ins Koma saufen und lebensbedrohlich gefährden. Da Alkohol im Gegensatz zu anderen Drogen so selbstverständlich in den Alltag integriert ist, wird ein harmloses Bild vermittelt, dem Hänel gemeinsam mit seiner Tochter Hilkje Hänel entgegenwirken möchte. Sie hat mit 16 Jahren die Wutgedichte für das Buch verfasst, womit sie die Stimmung einer ganzen Generation einfängt.

Dramaturgin Sabrina Ullrich bearbeitete den Roman für das Westfälische Landestheater in Castrop-Rauxel, wo das Stück am 19. Februar 2012 Premiere feierte.