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Z

von Nino Haratischwili
Ein Theaterstück

1D, 1H

UA: 25.02.2006, Thalia Theater, Hamburg

Eine große Halle einer alten Akademie. Es ist später Abend. Leere. Stille. Keiner ist mehr da. Das glaubt zumindest Tizian, der verzweifelt in einer Ecke sitzt. Nur kurz, für einen ganz kurzen Moment, ist er eingenickt. Dann waren alle weg und er eingeschlossen. Keiner der ihn hört. Außer ... Lea. Sie steht plötzlich im Raum. Verwundert, überrascht, interessiert. Sie hat sich absichtlich einschließen lassen. Nicht zum ersten Mal. Sie liebt diesen Ort. Hier kann sie in aller Ruhe ihren Gedanken zuhören.

Tizian will raus, er muss zu einer Familienfeier, er kann nicht einfach fehlen, er muss dahin, wenigstens um so zu tun, als ob da eine Familie wäre. Raus aus der Akademiehalle? Keine Chance, weiß Lea, die Türen zu den Räumen mit Alarmanlagen sind aus Metall, die Fenster vergittert, Telefone nur im Bürotrakt, wo man nicht hinkommt. Die einzige Möglichkeit wäre die Dachterasse. Wenn man fliegen kann.

So bleibt beiden nichts anderes übrig, als die Nacht zusammen in der Halle zu verbringen. Immerhin funktioniert der Kaffeeautomat. Wie sie sich dabei auf die Nerven gehen, langsam auf die Pelle rücken und immer intimer werden, ist ein tiefgründiges Kabinettstückchen, das kaum eine Frage unberührt lässt. Identität, Glück, Liebe, Sex, Wünsche, Träume und Ernüchterung – alles wird im Laufe der langen Nacht zum Thema. Bis der Morgen graut und der erlösende Moment immer näher rückt. Wenn da nicht einer von beiden seine eigenen Pläne hätte.

Mit ihrem Debütstück Z zeigt die georgische Autorin Nino Haratischwili zwei junge Menschen in einer Extremsituation. Das vermeintliche Gefängnis entpuppt sich für beide mehr und mehr zum Ort der Freiheit: Freiheit des Denkens, Freiheit des Spielens, Freiheit des Handelns. In kurzen, prägnanten Szenen lässt die Autorin mit viel Gespür für Situation und Sprache zwei Personen sich aufeinander zu bewegen und schärft Wahrnehmung für die kleinen Glücksmomente, die das Leben lebenswert machen.