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Der Tausch

(L´échange)
von Paul Claudel
Urfassung
Neu-Übersetzung 2005

Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
2D, 2H

UA: 22.01.1914, Théâtre des Vieux Colombiers, Paris
DSE: 02.12.1920, Stadttheater, Basel

Wer tauscht? Was wird getauscht? Man sieht zwei Paare. Der Mann des ersten Paares will die Frau des anderen Paares. Die Frau des ersten Paares will den Mann des andern Paares. Ein Quartett? Beiden gelingt es. Und alle werden unglücklich. So der Lageplan des Werkes. (Alfred Kerr, "Berliner Tageblatt", 10. März 1926)

Ein junges Paar, Louis Laine, Amerikaner indianischen Blutes, und seine Frau Marthe, eine französische Bäuerin, die Louis bei seinem Aufenthalt in Europa entführt hat, begegnen am Pazifischen Ozean einem andern Paar: Thomas Pollock Nageoire und Lechy Elbernon. Er ist ein reicher Geschäftsmann, der mehrere Male sein Vermögen verloren hat, sie eine Schauspielerin und ein ausgesprochener Vamp. Kaum hat Thomas, ein Mann, der gewohnt ist, den Wert von Leuten und Dingen einzuschätzen, Marthe kennen gelernt, ermisst er auch ihre Qualitäten: Treue, Tiefe des Gemüts, Mut. Er schlägt ihr einen "Tausch" vor: Sie soll Laine verlassen, denn "er ist keinen Cent wert", und mit ihm, Thomas, zusammenleben. Marthe weist dieses Ansinnen von sich, doch Thomas Nageoire hofft, mit Dollars Louis für seinen Plan zu gewinnen.

Louis lässt sich durch Geld und Lechy Elbernon verführen. Sie ist bereits seine Geliebte und treibt ihn an, seine Frau im Stich zu lassen und mit ihr, Lechy, zusammenzuleben. Trotz der Ermahnungen von Marthe ist Louis bereit, Lechy zu folgen. Doch wenige Augenblicke später kommt Lechy zu Marthe, um ihr mitzuteilen, dass Louis auch sie wieder verlassen und fortan allein leben wolle, was ihm dank des Geldes von Thomas möglich sei. Sie, Lechy, werde Louis umbringen, wenn er diesen Plan ausführe. Marthes Bemühungen, ihren Mann zurückzuhalten, bleiben erfolglos.

Als Thomas sie wieder aufsucht, hört sie einen Schuss und ahnt, dass er Louis galt. Doch spricht sie dies Thomas gegenüber nicht aus. Sie sagt lediglich, Lechy denke in ihrer zerstörerischen Leidenschaft daran, ihren Bungalow, wo er sein ganzes Geld deponiert hat, in Brand zu stecken. Thomas aber fühlt sich bei Marthe seltsam ruhig und macht keine Anstalten, sein Geld zu retten. Sein Haus steht in Flammen, und er schaut unberührt dem Schauspiel seines Ruins zu. Da bemerken die beiden ein Pferd, auf dessen Rücken der tote Louis gebunden liegt. Thomas löst den Leichnam vom Pferd und trägt ihn mit Martha ins Haus.

Der Tausch entstand 1893 in New York, wo Claudel als junger Vizekonsul tätig war. l914 wurde das Stück von Jacques Copeau in Paris uraufgeführt und in den folgenden Jahren viel gespielt. Die deutschsprachige Erstaufführung brachte 1920 Oskar Wälterlin in Basel heraus. 1951 schrieb Claudel unter dem Einfluss von Jean-Louis Barrault eine zweite Fassung.