von Peter Süß
Das Leben der Charlotte von Mahlsdorf
Ein Spiel der Erinnerungen in zwei Akten
3H, (wahlweise auch 1D/2H oder 2D/1H)
UA: 26.03.2006, Schauspiel, Leipzig
Ihr Leben war spannend wie ein Krimi. Charlotte
von Mahlsdorf, die 1928 als Lothar Berfelde zur Welt
kam, überlebte das Nazireich als Transvestit, verschaffte
sich im grauen DDR-Staat mit weiblicher
List Freiräume, um eine der umfangreichsten Gründerzeitsammlungen
der Welt zusammenzutragen
und sie wenig systemkonform in einem Privatmuseum
auszustellen. Unermüdlich rettete sie Häuser
vor dem Abriss, Möbel aus der geliebten Epoche um
1900 vor dem achtlosen Wegwerfen, und nie erschöpfte
sich ihr Vorrat an Geschichten, mit denen
sie zeitlebens ihr Publikum in den Bann zog.
Doch wer war Charlotte von Mahlsdorf wirklich?
Der Vatermörder, die Bundesverdienstkreuzträgerin,
der Stasispitzel? Hat sie die Wahrheit erzählt? Oder
war alles Lüge?
Mit Sicherheit war sie eine schillernde Persönlichkeit,
der bekannteste deutsche Transvestit.
In seinem Stück geht Peter Süß dieser Lebensgeschichte
auf den Grund. Ein Biograf besucht Charlotte.
Er provoziert sie, drängt sie, die Wahrheit zu
sagen, fördert spannende Details ihres Lebens ans
Licht, die bisher vollkommen unbekannt sind. Die
beiden belauern sich, mal mit einer gewissen Sympathie
füreinander, mal nur mit Unverständnis. Es
entsteht ein Kampf um die Wahrheit, ein wechselhaftes
Spiel der Erinnerungen, das ein Stück deutschdeutscher
Zeitgeschichte wieder lebendig werden
lässt.