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Die sieben Tage des Simon Labrosse

(Les sept jours de Simon Labrosse)
von Carole Fréchette

Deutsch von Heinz Schwarzinger
1D, 2H

UA: 12.02.1997, Théâtre La Rubrique, Jonquière
DSE: 25.10.2005, Maxim Gorki Theater, Berlin

Simon Labrosse ist schon eine ganze Weile arbeitslos. Als sowohl die Arbeitslosenquote als auch der Kreditzins bei 10,4 Prozent liegen, hat er glücklicherweise eine Superidee, um sich wieder ins aktive Leben einzugliedern: Er bietet wildfremden Menschen originelle Dienste an.

Am ersten Tag klingelt Simon an irgendeiner Haustür und präsentiert sich einem ahnungslos öffnenden Herrn als "Gefühlsstuntman". Er will dessen "emotionelle Risiken" auf sich nehmen und ihn damit entlasten. Wenn zum Beispiel die Ehefrau am Abend nach der Arbeit schon wieder ein Beziehungsgespräch wünscht, könne er, Simon, dies doch erledigen. Doch leider stellt sich heraus, dass die betreffende Gattin mit dem Gasmann auf und davon ist und Simon durch sein Angebot noch Salz in diese Wunde gestreut hat.

Am zweiten Tag offeriert er sich einer jungen Frau als deren persönlicher "Zuschauer". Er will sie ständig anschauen, damit sie sich ihrer Existenz intensiver bewusst wird und ihr Leben einen Sinn bekommt. Doch auch hier hat Simon keinen Erfolg. Die Frau fühlt sich im Probelauf unter Simons Blicken immer unwohler und flüchtet schließlich, dem Wahnsinn knapp entronnen.

Auch seine originellen Dienste als "Satzbeender", "Ego-Schmeichler" und "Sorgenträger" will niemand in Anspruch nehmen. Alles scheint sogar immer noch schlimmer zu werden – fatalerweise auch für Simons angepeilte Kundschaft.

Am siebten Tag schließlich ruht Simon. Er wird den Mut nicht verlieren, denn: "Wenn einer nichts mehr hat, bleibt ihm noch sein Leben. Ich meine, er kann immer noch sein Leben erzählen. … Gestatten: Simon Labrosse, Leerefüller."

Die sieben Tage des Simon Labrosse ist eine schräge Farce mit tragikomischen und absurden Elementen. Die kanadische Autorin Carole Fréchette thematisiert mit ihrem Stück vordergründig die Lebenssituation Arbeitsloser, die um die Grundlagen ihrer gesellschaftlichen Existenz bangen müssen. Der Erfindungsreichtum des Simon Labrosse im Ausdenken immer neuer Dienstleistungen, seine offensive Art, diese originellen Dienste anzubieten, all die Peinlichkeiten und die Vergeblichkeit dieses Tuns zeigt uns die tägliche Situation eines Arbeitslosen, der schon alles probiert hat, um an Arbeit und damit an Geld zu kommen. Simon erkennt die Defizite und die geheimen Wünsche seiner Kunden, er liegt mit seinen "Angeboten" durchaus richtig, aber was er offeriert, geht letztlich zu weit. Denn noch ist dieser ganz private Bereich des persönlichen Lebens kein Dienstleistungssektor.