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Stauffer-Bern

von Herbert Meier
Ein Stück

3D, 10H, Nebendarsteller

UA: 16.11.1974, Schauspielhaus, Zürich

Der Maler Karl Stauffer-Bern ist als Porträtist in Berlin höchst erfolgreich und erhält einen Kunstpreis. Er fühlt sich aber längst angeekelt von den Prinzen, Senatoren und feinen Damen, die von ihm verewigt werden wollen und sehnt sich nach einem Neuanfang. Sein alter Schulkamerad Dr. Welti lädt Stauffer zu sich nach Zürich ein, wo er seine Frau, Lydia Welti-Escher, malen soll. Sie ist sofort eingenommen von ihm und finanziert ihm einen Studienaufenthalt in Rom, wo er sich zum Bildhauer weiterbilden will. In Rom besucht ihn Bundesrat Welti, der Vater seines Schulfreundes. Als Stauffer ablehnt, Welti zu porträtieren, hat er sich einen Feind geschaffen. Der Geldstrom aus Zürich versiegt.

Lydia fühlt sich inzwischen in Zürich immer unglücklicher und beengter. Sie überredet ihren Mann, Stauffer zurückzuholen. Wegen ihrer Nervenschwäche wird ihr vom Arzt ein Ortswechsel verordnet, und sie zieht mit Stauffer und ihrem Mann nach Florenz. Stauffer plant in großer Euphorie und einem Anflug von Größenwahn, einen Tempel zu bauen. Er beginnt eine Affäre mit Lydia, und die beiden fliehen heimlich nach Rom. Bundesrat Welti verspricht seinem gedemütigten Sohn, das Paar zu "separieren": Stauffer wird verhaftet, während Lydia für geisteskrank erklärt und in eine Heilanstalt eingeliefert wird. Dr. Welti lässt sich von ihr scheiden. Nachdem Stauffer auch in einem Kloster keine Aufnahme gefunden hat, vergiftet er sich mit Chloral. Lydia gründet mit ihrem verbliebenen Vermögen eine Kunststiftung und tötet sich mit Leuchtgas.

Stauffer-Bern war bereits bei seiner Uraufführung ein großer Publikumserfolg. Hier zeigt sich in besonders gelungener Weise Meiers virtuoser Umgang mit historischen Figuren und Geschichten, die er zu einer Parabel der Unterdrückung des Individuums durch eine bestimmte führende Schicht einer Gesellschaft macht.