Bild von Torsten BöhmBöhm, Torsten

Torsten Böhm wurde 1967 in Berlin geboren. Nach Abschluss des Studiums der Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Berlin studierte er von 1996 bis 1998 Spiel- und Theaterpädagogik an der Universität der Künste. Dort inszenierte er u.a. den "Struwwelpeter". Er arbeitete als Regiehospitant am GRIPS Theater Berlin und war zuletzt u.a. für das Junge DT am Deutschen Theater Berlin tätig.

Für sein erstes Stück Swingheini erhielt Torsten Böhm 2001 das "Stipendium Paul Maar" des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland und der Dramatiker-Werkstatt Wolfenbüttel für die Förderung von Nachwuchsdramatikern. Sein zweiten Stückes Fall auf Knall handelt vom Träumen, Erwachsenwerden und von Freundschaft, ohne in typische Klischees zu verfallen und fertige Lösungen anzubieten. Seit Abschluss seines dritten Stückes Die Kakao-Kuh und der falsche Fuß entwickelt Böhm Stücke für Klassenraumtheater. Zurzeit arbeitet Torsten Böhm als Theaterpädagoge beim Atze KinderMusikTheater.

 

Swingheini

3D, 6H, Nebendarsteller
UA: 10.10.2003, Theater Plauen-Zwickau Plauen

Berlin im Sommer 1941. Die Hitlerjungen Heinrich, Erich und Otto, heimliche Anhänger der Swing-Jugend, haben Herz und Seele an die heißen Rhythmen verloren. Was für sie vor allem Spaß ist, gilt für das herrschende totalitäre System als Verbreitung verbotener englischer und amerikanischer Musik mit eindeutig staatsfeindlichen Tendenzen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass HJ-Führer Vogel die Jungen anzeigt, als er sie beim nächtlichen Plattenspielen überrascht.
Die Nachricht vom Tod des Bruders an der Front und die zunehmend von Misstrauen geprägte Beziehung zu seinen Freunden erschüttert schließlich das ohnehin angeschlagene Verhältnis Heinrichs zu seiner Umwelt. Als SS-Sturmbannführer Müller die Verfolgung dieser kriminellen Machenschaften zur Chefsache erklärt, gerät selbst Kommissar Schröder, der die ganze Angelegenheit eher als Jugendspaß darzustellen versucht, zunehmend unter Druck. Die Situation eskaliert, als die drei nach dem historischen Hamburger Beispiel eine öffentliche Swing-Party im Rahmen eines fiktiven offiziellen Staatsempfangs planen.

Musik hat immer wieder Jugend und Jugendkultur geprägt und widergespiegelt. Was Techno und Hiphop für die heutige Popkultur sind, war der Swing für die Jugend der dreißiger und vierziger Jahre. Weniger Ausdruck politischer Gesinnung als vielmehr eines Lebensgefühls, vereinte der Swing in sich Provokation und Antihaltung ebenso wie Stil und Lebenslust.
Lange Haare und exzentrische Kleidung waren wie die auf Schellack gepressten Rhythmen Ausdruck einer Haltung gegen die Welt der Erwachsenen, eines Aufbegehrens gegen Angepasstheit und Resignation während der Zeit des Krieges. Der Swing als die Sprache einer eigentlich verlorenen Generation.